Mal wieder in Bad Aibling in der St. Georg Klinik und diesmal zur 2. PET-CT Besprechung. Ich werde wie immer fröhlich und nett empfangen von Klaudia & Co. Gehe erstmal in den Therapierraum zu meinen Antikörper Infusionen mit Herceptin und Perjeta, und dort kümmert sich dann Tina ganz lieb um mich. Den Besprechungstermin beim Chef habe ich erst etwas später, also kann ich die Zeit nutzen um schon mal einige Antikörper in mich hinein laufen zu lassen. Es wird 10:30h, jetzt rüber zu Termin mit Dr. Friedrich Douwes.
Wie sieht der Stand der Dinge nun bei mir aus? Letztes Mal war das Ergebnis meiner Therapie auf dem PET mega gut, denn die Tumore schienen weitgehend inaktiv zu sein. Auch wenn ich in den letzten Tagen wieder ein wenig Schmerzen bekommen habe und eine Aktivität der Tumore zu spüren schien, war ich der Meinung auf dem richtigen Weg zu sein. Ich habe mich einfach wieder zu sehr gestresst mit Krankenkasse die nix zahlen will, Finanzamt, Abmeldung einer Firma, wie geht es weiter…? Etwas aufgeregt bin ich schon vor dem Ergebnis, aber nicht besonders beunruhigt.
Herzlich und väterlich begrüßt mich der Chef und meinte ich sähe richtig gesund aus. Wir reden etwas und versuchen das PET zu sichten. Aber die CD will nicht so richtig gelesen werden. Na dann halt erstmal ein Ultraschall. Hm, komisch sieht irgendwie anders aus. Nun im Hauptherd hat sich der Tumor nun wirklich in zwei Hälften geteilt die nichts mehr miteinander zu tun haben, das war beim letzten Mal noch nicht so ganz klar bzw. es gab noch eine Verbindung. Auch scheint der Primärtumor nicht mehr verkapselt zu sein. Der Chef sagt es sähe gut aus, der Tumor löse sich nun langsam auf. Ich bin etwas skeptisch. Dann schauen wir uns die Achsel links an. Ja dort scheint sich dafür nun der Tumor verkapselt zu haben und ist auch deutlich kleiner geworden. Vom dritten Herd auf 6 Uhr in der Brust, kleine Tumore wo die Einstichstellen von der Biopsie waren (macht bloß keine Biopsie! Da hat so oft wirklich schlimme Folgen (bis 50%) und ne Chemo wird laut Leitlinie auch verordnet sobald Tumor bösartig). Ja diese sind nun ganz verschwunden und das Gewebe sieht wieder ganz normal aus.Ok erstmal soweit, trotzdem bin ich leicht enttäuscht da ich dachte der Primärtumor hätte sich schon kleiner geschrumpft.
Nun gehts erstmal zu ner Runde lokale Hyperthermie in den ersten Stock. Dort wartet schon Theresa auf mich und umarmt mich. Sie ist ein richtiger Engel hier in der Klinik. Danach wieder hoch zu Dr. Douwes.Nun geht auch die CD und wir schauen uns meinen Körper von innen an. In den Knochen (hatte früher im Oberschenkel mal ein Sarkom) ist nichts. Auch Lunge und Leber sind frei von Metastasen, das ist schonmal gut. Denn in der Lunge sind einige suspekte Auffälligkeiten, aber da diese sich nicht verändern, ist die Vermutung das es postentzündliche Herde von einer Lungenentzündung sind. Wir suchen weiter in den Achseln, hm da leuchtet etwas Kleines leicht in der links. Da scheint der Tumor noch leicht aktiv zu sein. Ansonsten finden wir erstmal nichts, ups und dann doch auf einmal, Mist, der Knoten in der Brust leuchtet doch auf. Ich bin enttäuscht… Dr. Douwes beruhigt mich mit ich wäre auf dem richtigen Weg und würde Alles richtig machen. Er sagt wir schauen in drei Monaten nochmal mit einem PET und wenn es mir dann immer noch nicht schnell genug gehen würde, könnte ich immer nochmal überlegen ob ich nicht doch noch ein OP machen möchte oder andere Wege einschlagen will. Er betont wieder, dass ich ALLES richtig mache und auf dem Heilungsweg bin und das Menschen wie ich zwar anstrengend sind aber es immer schaffen!
Mit wirklich gemischten Eindrücken und Gefühlen verlasse ich die Klinik.Nun bin ich verunsichert. Schrumpft der Primärtumor nun oder wächst er vielleicht sogar wieder? Viele Fragen kommen in mir hoch und auch Verwirrung…
Ursula Bell: Liebe Kyrian. Dein Arzt sagt, dass Du auf dem richtigen Weg bist. Das fühlt sich für ihn richtig an. Die Option, ob die OP – sprich den Tumor einfach wegzuschneiden- vielleicht der vermeintlich einfachste Weg wäre – steht ja im Raume. Sie mag eine Option sein – aber vielleicht eben nicht für Dich !!! Dein Arzt sagt, dass Patienten wie Du anstrengend seien ( das meint er positiv) aber es letztendlich schaffen. Ich sehe die Übersetzung von anstrengend in stark, selbstreflektierend. Du bist nicht bereit, den vermeintlich einfachen Weg des Wegschneidens des Symptoms zu gehen. Sondern den Tumor erst einmal anzunehmen. Ohne Bewertung !!!! Der Tumor ist wieder aktiv – ja. Aber du hast auch gemerkt, dass er passiv sein kann. Das heißt für mich, dass Du im Austausch mit ihm bist. Er ist aktiv – also hat er eine Botschaft für Dich. Die muss aber nicht negativ sein. Er will dir etwas mitteilen – ohne Bewertung. Und dies lese ich aus den Zeilen – ohne dich in irgendeiner Form beeinflussen zu wollen. Ich versteh auch medizinisch zu wenig. Aber mein Gefühl sagt mir, dass Dein Weg für Dich – der mag für andere in Deiner Situation nicht der richtige sein- stimmig ist. Ich glaube, dass der Kontakt zu dem Tumor wichtig ist. Und du bist die Einzige, die ihn zu ihm hat. Das hat kein Arzt und kein Labor dieser Welt. Auch diese Beziehung sehe ich ohne Bewertung. Sie ist da und will in irgendeiner Form beachtet werden. Damit wären wir bei dem Thema Achtsamtkeit – und die hast du eben in deinem Kommentar angesprochen, dass Du diese mehr pflegen möchtest. Ich bin überzeugt davon, dass dies nicht ein komplettes Entspannen heißt – sondern die aktive Achtsamkeit auf das, was Dir das Symptom ( der Tumor) mitteilen will. Ich habe mich so gefreut dich wiederzusehen und bin der festen Überzeugung, dass Du wieder ganz genesen wirst.